Ich bin oft sehr schnell von Menschen begeistert. Wenn das passiert, dann fühle ich mich auf viele Arten zu ihnen hingezogen, will Zeit mit ihnen verbringen, Körperkontakt, Nähe, und ich schwärme für sie.
Vor Kurzem ist es wieder passiert, dass ich plötzlich sehr begeistert von einer Person wurde. Ich habe versucht das zu beobachten um Gefahren des „letzten Mals“ zu umgehen, was leider in der Hinsicht ausartete. Und zwar in der Hinsicht, dass ich anfing mich zu pathologisieren und zu fragen, ob es normal ist was ich tue, fühle und denke. Ich bin regelrecht fixiert auf die Person, weil die Person es mir so angetan hat. Und dadurch, dass ich da so verkopft bin, kriege ich es nicht auf die Reihe herauszufinden, ob ich einfach so fixiert bin, weil ich verliebt bin, oder weil das ein seltsames Muster von mir ist, dass auf Menschen greift, die ich toll finde, um Alltagsrealitäten zu entfliehen, in dem ich mich für Menschen begeistere und sie übersteigert in meinem Kopf darstelle. Oder beides, oder etwas ganz anders? Ich weiß es nicht und bin etwas überfordert.
Ich mache mir Gedanken, will der Person nahe sein und habe Angst mir einzugestehen, dass ich mich verliebt habe, falls ich mich verliebt habe, weil ich Angst davor habe verletzt zu werden. Nämlich deshalb, weil ich nicht weiß, was die andere Person für Erwartungen hat und ich auch gar nicht so recht weiß, was ich selbst für Erwartungen von der zwischenmenschlichen Beziehung habe. Dann frage ich mich: Warum ist es denn eigentlich wichtig Erwartungen zu haben, warum kann ich es nicht „einfach“ genießen, also die Zeit mit der Person und die Berührungen und das Schwärmen. Teilweise kann ich das auch, aber irgendwie habe ich Angst, dass es mir dann weh tut, weil es sein könnte dass eine Person Gefühle entwickelt und die andere Person nicht (ich hab natürlich Angst davor, dass ich es bin und die andere Person keine/andere Gefühle entwickelt). Aber auch, weil es beim „letzten Mal“, als ich so angetan von einer Person war, es so endete, dass der Kontakt abgebrochen werden musste, weil mir der Kontakt zu der anderen Person nicht gut tat und ich mich in ein Bild der Person verliebt hatte, nicht in die Person selbst. Das ist wahrscheinlich nichts großartig Abweichendes, weil sich alle Menschen ja womöglich eher in Bilder verlieben, die sie sehen wollen, und nicht in „die Person selbst“, was auch immer „die Person selbs“ eben sein sollte.
Eine andere „lustige“ Sache scheint zu sein, dass die Zeit, die ich genieße und die Begeisterung, die ich für die Person entwickelt habe, dazu führt, dass es mir nicht nur besser geht, sondern auch manchmal schlechter. Nicht nur wegen so verkopften Gedanken und Ängsten, sondern ganz konkret, weil ich, wenn ich die Nähe der Person verlasse, Alltagsaufgaben vor mir habe, auf die ich keine Lust habe und die mir dann schwerer fallen. Diese Alltagsdinge konnte ich gefühlt vorher besser bewältigen, weil die schöne Alternative eben gerade nicht da war. Ohne positiven Kontrast lässt es sich wohl leichter in einem System funktionieren. Nun habe ich mehr positive Gefühle, aber auch den negativen Kontrast – irgendwie fair und nicht fair zugleich.
Ich stelle wieder mal fest, dass mir Labels wichtig zu sein scheinen. Ich definiere mich über Arbeit, Kreatives und anderes, was ich mache und tue, was ich benennen kann, und was ich auch anderen präsentieren kann, um mich eben auch über die Fremdwahrnehmung zu definieren. Zum anderen definiere ich mich auch über die sozialen Bindungen, die ich habe. Es mag nicht „cool“ sein alles benennen zu müssen, aber ich merke, dass es mir eine gewisse Festigkeit, einen Halt gibt soziale Bindungen zu benennen, auch wenn es eine solche Konstante ja auch wiederum bei sozialen Bindungen nicht in dem Maße zu geben scheint. Und dann denke ich darüber nach, was es mir bringen würde bei der „neuen“ Person und mir: Klar, wir würden erstmal darüber reden müssen, was wir für Bedürfnisse haben, und eine feste Benennungsform zwischen und zu haben, wäre auch wieder einengend, aber vielleicht auch gerade nur, weil ich mir selbst nicht darüber im Klaren bin, was mein Bedürfnis ist. Warum ist das denn oft so schwierig mit den Gefühlen und den Bedürfnissen und dem „einfachen“ Genießen?